Mely wünschte sich oft, ein künstlerisches Talent zu haben, um nach München
gehen zu können und zu studieren, aber sie hatte ja keines. Der Gedanke kam
ihr noch nicht, daß man das bißchen Zeichnen, das ihr von Kindheit an immer
Spaß gemacht hatte, zu einem wirklichen Talent proklamieren könne. Sie
dachte noch sehr bescheiden von sich selbst und neigte dazu, sich immer nur
als Publikum für die Leistungen anderer zu betrachten; ihr einziger Ehrgeiz
war, dabei sein zu dürfen, wo es nett und lustig zuging. Ach, wie schade,
klagte sie manchmal, daß mit ihr so gar nichts los war.
Gegen Ende des Winters beschlossen die Teilnehmer der Tanzstunde, zu einem
Schlußkränzchen ein Theaterstück einzustudieren. Es unterlag keinem Zweifel,
daß Mely eine Hauptrolle haben müsse. Sie sollte Theater spielen? Ja, aber
das konnte sie doch gar nicht. Sie könnte es gewiß, meinte man, alles käme
auf einen Versuch an. Da die anderen auch größtenteils noch nie gespielt
hatten, ging sie schließlich zögernd an ihre Rolle heran. Dr. Merzbacher,
ein junger Arzt und Theaterfreund, der Bruder eines der Gymnasiasten,
übernahm die Einstudierung. Er war ein kaum dreißigjähriger, aber schon
ziemlich fetter, behäbiger Herr mit Glatze und dunklem Spitzbart, und ging
mit einer ungewöhnlichen Ruhe und Selbstsicherheit ans Werk. Er schien
beständig zu fühlen: »Ich bin zwar Arzt, aber wenn ich wollte, könnte ich
ebensogut Regisseur oder Theaterdirektor sein. Man muß eben bei jeder Sache
nur den Witz heraus haben.
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